Pro und contra Autobahn A39 – Fakten statt Polemik

Der Bau von Autobahnen bringt in Deutschland schon lange kein
messbares Wirtschaftswachstum mehr. Das war eine der zentralen Aussagen von
Peter Pez, Professor am Institut für Stadt- und Kulturraumforschung der
Leuphana-Universität Lüneburg. Pez war auf Einladung der Bürgerinitiative
Hohnstorf nach Bienenbüttel gekommen und stand vor vollbesetzten
Reihen. Um die etwa 200 Besucher zu fassen, mussten im Kuppelsaal des
Gasthauses Moritz noch schnell Stühle herbeigeschafft werden.

Das Interesse war groß, denn bereits im Vorwege hatte die Veranstaltung für
einiges Aufsehen gesorgt: Um auch den Gemeinderatsmitgliedern die Teilnahme
an ihr zu ermöglichen, hatte der Gemeinderat sogar eine für diesen Abend
vorgesehene Sitzung trotz großer Terminprobleme um eine Woche verschoben.
Eine richtige Entscheidung, schließlich geht es um zentrale Fragen für die
Menschen in der Region Uelzen. Was würde sich verändern, wenn die A39
gebaut würde? Wiegen die Vorteile die Nachteile auf? Gibt es vielleicht
sinnvolle Alternativen?

Die Skeptiker konnten sich nach dem Vortrag bestätigt fühlen. Um zu klären, ob
eine Autobahn den anliegenden Regionen Vorteile bringt, hatte Pez jene neun
verkehrswissenschaftlichen Studien ausgewertet, die von 1974 bis 2004 zur
Frage eines Zusammenhangs von Autobahnneubau und Wirtschaftswachstum
entstanden sind. Keine dieser Untersuchungen konnte ein durch eine Autobahn
ausgelöstes Wirtschaftswachstum nachweisen. Denn wenn Unternehmen heute
über Standorte entscheiden, sind Faktoren wie Arbeitskosten, Verfügbarkeit von
Grundstücken und gut ausgebildeten Arbeitskräften oder Fördermittel
entscheidend. Das deutsche Autobahnnetz ist bereits so dicht, dass es für
Standortentscheidungen keine Rolle mehr spielt.

Würde die Autobahn wenigstens die Menschen des Landkreises Uelzen
schneller nach Norden oder Süden bringen? Im Vergleich zur jetzigen Situation
würden sich die Fahrzeiten nach Hamburg – das Ausbleiben von Staus vor dem
Elbtunnel oder den Elbbrücken vorausgesetzt – oder auch nach Dresden deutlich
verkürzen. Allerdings könnte, und das stieß bei den Zuhörern im Saal auf
besonderes Interesse, nahezu derselbe Effekt mit einer dreispurigen
Ertüchtigung der B4 nach Art der Uelzener Umfahrung erreicht werden. Diese
wäre nicht nur wesentlich billiger und umweltschonender zu haben, sie würde
den Anwohnern der B4 auch mehr nutzen als der Bau der A39, der selbst nach
Angaben der Straßenplanungsbehörde den jetzigen Verkehr auf der B4 nur
unwesentlich mindern würde.

Warum aber fordern Politiker und Wirtschaft immer wieder die A 39, wenn sie
so wenig für die Menschen der Region bringt? Pez hatte auch darauf eine
Antwort. Unternehmen hoffen entgegen aller Erfahrung, dass die Autobahn
ihnen vielleicht doch einen kleinen Vorteil bringt. Wenn nicht, ist es für sie auch
nicht schlimm, denn der Bau schadet ihnen jedenfalls nicht, und die Kosten
tragen nicht sie, sondern die Allgemeinheit. Politiker wiederum können sich mit
den Forderungen nach einer Autobahn als Interessenvertreter der Wirtschaft
profilieren. Sie rechnen es sich außerdem als Erfolg an, wenn sie möglichst viele
Projekte des Bundes für ihre Region durchsetzen können.

Vor dem Hintergrund dieser Fakten kam Pez zu dem Schluß, dass die Lage für
den Widerstand gegen die Autobahn zwar nicht aussichtsreich, aber auch nicht
hoffnungslos ist. Eine lebhafte Diskussion beschloß die insgesamt fast
dreistündige Veranstaltung.

Quelle: Pressemitteilung der BI Hohnstorf zu einem Vortrag von Professor Dr. Peter Pez in Bienenbüttel